FKT-Online-Seminar: Strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement am Beispiel des UKE

Wir müssen klimaneutral werden. Sich nachvollziehbar und mit strukturierten Maßnahmen auf dieses Ziel fokussiert zu haben, können bislang aber wohl nur wenige Gesundheitseinrichtungen von sich behaupten. Höchste Zeit, in die Puschen zu kommen!

Mit seiner klaren und hoch priorisierten Nachhaltigkeitsstrategie gehört das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) zu den unumstrittenen Net-Zero-Vorreitern in der deutschen Gesundheitsszene. Für die Erreichung seiner hoch gesteckten Umweltziele nimmt das 1800-Betten-Haus und der mit 14.000 Mitarbeitern zweitgrößte Arbeitgeber Hamburgs immer wieder auch Geld in die Hand.

Klare Ziele machen den Unterschied

Und hier liegt auch schon die Crux beim Thema Nachhaltigkeit: „Finanzierung ist dabei ein großes und entscheidendes Thema. „Verständlicherweise müssen Klinikbetreiber knappe Mittel vorrangig in Maßnahmen stecken, die für Patienten und Mitarbeiter direkt sicht- und spürbar werden. Niemand findet eine neue effiziente Heiztechnologie besonders attraktiv oder spannend – vom Technikmanager mal abgesehen. Das ist bei uns nicht anders als in jeder anderen Klinik. Was uns unterscheidet, ist die stringente Ausrichtung des UKE in Richtung Klimaneutralität, und zwar schon bis 2045. Bis 2030 wollen wir unseren CO2-Ausstoß um 65 %, bis 2040 um 88 Prozent reduziert haben“, erklärte Frank Dzukowski bei FKT-Online-Seminar „Strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement am Beispiel des UKE“. „Mit diesen klaren Zielen vor Augen erhalten Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit ein anderes Gewicht. Im permanenten durch den enormen Kostendruck erzeugten Spagat zwischen der Finanzierung von zum Beispiel (neuen) Stellen im klinischen Bereich oder einem dauerhaften teureren Bezug von grünem Strom oder Öko-Papier fallen bei uns entsprechende Entscheidungen nun auch zugunsten der Nachhaltigkeit - bei durchgängigem Fokus auf die wirtschaftlich angestrebte und bislang auch erreichte schwarzen Null wohlgemerkt.“ Dazu kommt, dass Nachhaltigkeit und Klimamanagement im UKE in einer Stabsstelle auf der Vorstandsebene angesiedelt und damit sehr hoch aufgehängt sind. Leiter der Stabsstelle ist Frank Dzukowski. Als langjähriger Manager des Technischen Betriebs im UKE ist er in der Klinik bestens vernetzt und kennt die Infrastruktur aus dem Effeff. Optimale Voraussetzungen für den Klimaschutz also. Denn neben Finanzmitteln braucht Nachhaltigkeit auch einen engagierten „Kümmerer“ – einen mit Mandat.

Nachvollziehbar besser werden

Wer seinen CO2-Footprint kontinuierlich gegen Null treiben möchte, muss die Ausgangssituation kennen und Stellschrauben mit dem besten Kosten-Nutzenverhältnis detektieren. Die Basis für ein nachvollziehbares und strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement bilden damit engmaschige Mess- und Zählersysteme des im UKE etablierten Energiemanagementsystems ebenso wie aussagekräftige Kennzahlen und eine durchdachte, für alle nachvollziehbare und plausible Vorgehensweise. Neben dem durch den Klinikbetrieb samt Fahrzeugen (Scope 1) selbst und dem externen Energiebezug (Scope 2) verursachten CO2-Ausstoß rechnet das UKE auch die indirekten Emissionen (Scope 3) durch Mitarbeiterverkehr und Dienstreisen in seinen Carbon Footprint mit ein.

Das größten Handlungsfeld bietet in der renommierten Hamburger Klinik samt Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) gemäß Carbon Footprint des Jahres 2020 mit 28,29 ttoCO2/a der Bezug von Wärme, gefolgt von 16,18 ttoCO2/a für die Anfahrt der Mitarbeiter und 15,07 ttoCO2/a durch den Strombezug. Anästhetika sind mit einem 0,68 ttoCO2/a auf den ersten Blick Peanuts, wegen der Umweltschädlichkeit der Gase aber dennoch ein wichtiges Thema.

All diese Erkenntnisse münden im UKE in eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen, die – das ist das entscheidende - messbar und nachweislich zum Gesamtziel betragen. Angefangen bei neuen energieeffizienten Kälteanlagen, über PV auf dem Dach bis hin zur Bioprodukten für die Speisenversorgung, Biodiversität mit Blühwiesen und Insektenhotels auf dem Gelände, ein stark vergünstigendes Fahrrad-Leasingmodell für Mitarbeitende, die dadurch vermehrt E-Bikes nutzen, bis zur Auswahl der Lieferanten nach Nachhaltigkeitskriterien.

Wichtig ist es Dzukowski, alle Mitarbeitende und vor allem die Führungskräfte mitzunehmen. Letztere haben Vorbildfunktion. Und wenn es darum geht, Prozesse nicht zuletzt durch Digitalisierung in Richtung Nachhaltigkeit zu optimieren, sind sie die Experten ihres jeweiligen Aufgabengebietes gefragt.

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist mittlerweile neben dem Geschäftsbericht das wichtigste Element der Informationspolitik von Unternehmen. Waren von der Berichtspflicht bisher nur größere und börsennotierte Unternehmen betroffen, besteht ab 2024 für alle Betriebe in Europa mit mehr als 250 Beschäftigten und 40 Mio. Euro Jahresumsatz die Pflicht, jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Rechtliche Grundlage dafür ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Der Referenzrahmen der CSRD leitet sich aus den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN) ab. Mit diesen Sustainable Development Goals (SDG) haben sich die UN-Mitgliedsstaaten Ziele zur Transformation unserer Welt im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gegeben. Gerade für Krankenhäuser ergeben sich hier viele Handlungsfelder, beginnend bei besseren Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter bis hin zum ressourcenschonenden Wirtschaften.

Das UKE nutzt für seinen Nachhaltigkeitsbericht die Vorlagen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Zwar erfordere es durchaus Kreativität, diese primär auf das produzierende Gewerbe zugeschnitten Leistungskriterien auf das Gesundheitswesen zu übertragen. Alles in Allem biete der DNK aber ein ausgereiftes Tool für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Für die Homepage wurde der Nachhaltigkeitsbericht des UKE aber natürlich im Sinne der Lesefreundlichkeit und PR-Wirksamkeit entsprechend ergänzt und aufbereitet, so Dzukowski.

Maria Thalmayr

Hier geht es zur Aufzeichnung des Webinars

Die Präsentation kann bei der FKT-Geschäftsstelle angefordert werden: fkt@fkt.de