FKT-Online-Seminar: Sinnvoll automatisieren: Möglichkeiten und Perspektiven smarter Gebäude

„Ein Gebäude ohne Automatisation zu betreiben ist unsinnig. Denn ohne einen automatisierten bedarfsgesteuerten Anlagenbetrieb ist eine ganzheitliche Energieeffizienz nicht möglich. Ab 2024 ist deshalb auch mit einer Verschärfung der Anforderungen an die Automatisation durch den Gesetzgeber zu rechnen.“

Beim FKT-Online-Seminar „Sinnvoll automatisieren: Möglichkeiten und Perspektiven smarter Gebäude“ erörterte Prof. Dr. Michael Krödel, Leiter des Instituts für Gebäudetechnologie (IGT) sowie Professor an der Technischen Hochschule Rosenheim, seinen Ansatz einer integralen Energieeffizienz: ein kluger Mix aus innovativer Bauphysik und Anlagentechnik, Energiemonitoring und einem Bedarfsgeführten Anlagenbetrieb. Nur in Kombination dieser Komponenten sei ein optimaler Anlagenbetrieb überhaupt möglich, so Krödel. Denn: Was nutzen beispielsweise die beste Dämmung und die innovativste Heizung, wenn auch Räume geheizt werden, die niemand nutzt oder schlimmer noch, wenn bei offenen Fenstern die Heizung weiter bullert.

„Automatisation ist die mit Hilfe von Maschinen realisierte Übertragung von Arbeit vom Menschen auf Automaten.“ Diese Wikipedia-Definition bringt auf den Punkt, worum es bei Automation immer geht: Technik soll dem Menschen dienen und nicht umgekehrt. Gebäudeautomation im speziellen zielt auf die Erhöhung von Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort. Wer im Zusammenhang mit automatisierten Gebäuden an plötzlich ausgehende Lichter in Toiletten oder heruntergefahrene Jalousien denkt, obwohl man doch eigentlich die Sonne genießen möchte, dem sollte klar sein: Nicht die Technik, sondern die Planung ist in diesen Fällen der Casus knacksus.

Alles sollte aus Sicht der Nutzer passieren

Krödel hat dazu eine eindeutige Forderung: Denken Sie an die Menschen im Raum. Alles sollte aus Sicht der Nutzer passieren. Haben Sie dabei Ihre Zielgruppe im Auge und überlegen Sie sich im Vorfeld, wie sich Ihr automatisiertes Gebäude verhalten soll! Was wollen die Leute und was wollen sie nicht? Machen Sie sich darüber Ihre eigenen Gedanken und formulieren Sie diese für Ihre Planer. Denn Planung beginnt mit Anforderungen aus der Sicht der Nutzer. Wer nicht äußert oder noch nicht mal weiß, was er möchte, wird am Ende nicht bekommen, was er braucht. Als Vorlage für diesen speziellen „Automatisations-Wunschzettel“ an Planer und Architekten legte Krödel den Teilnehmern des Webinars die EN 15232 „Bewertung der Gebäudeautomation“, die demnächst in die ISO 52120 überführt wird, ans Herz. Dieses Regelwerk erlaube nicht nur eine sehr detaillierte Bewertung des Ist-Zustandes von Gebäuden, sondern ermögliche es darüber hinaus, sinnvolle Maßnahmen abzuleiten und diese ganz konkret auch wirtschaftlich zu bewerten.

An der Hochschule Rosenheim wurde zu dieser „Bibel“ der Gebäudeautomatisation in unzähligen Bachelor- und Masterthesen eine Checkliste erarbeitet, die aus den Kriterien den EN 15232 eine vereinfachte Schnellbewertung von Gebäuden ermöglicht und dazu auch gleich noch mögliche Ausschreibungstexte für die Leistungsphase 1 der HOAI zur Verfügung stellt. „Kopieren Sie diese aus und machen Sie Ihrem Planer detaillierte Vorgaben, was Sie in Ihrem Gebäude haben möchten und was nicht“, riet Krödel. „Mit Hilfe der Checkliste können Sie ihn auch fragen warum er zeitgemäße Technologien wie eine Prioritätensetzung und Verriegelung zwischen den Erzeugern von Wärme und Kälte – um nur ein Beispiel zu nennen - nicht einsetzt. Wenn er auf Ihre Frage keine plausible Antwort hat, sollten Sie den Planer wechseln.“ Dieses hilfreiche Paper steht unter download.igt-institut.de/230209 kostenlos zur Verfügung ebenso wie ein Gebäudeeffizienz-Inspektor, der eine schnelle Bewertung von Gebäuden auch in dieser grundlegenden Frage ermöglicht. Wohl durchdachte Fragekarten mit den gängigsten und sinnvollsten Maßnahmen helfen Ihnen außerdem dabei, Ihre Erwartungen an ein automatisiertes Gebäude zu erkennen und daraus Forderungen an Planer und Architekten abzuleiten.

Bedarfsgeführter Anlagenbetrieb

20 bis 30 Prozent Energieeinsparung seien durch sinnvolle Automatisation in fast allen Gebäuden möglich, schätzt Krödel. „Bedarfsgesteuerter Anlagenbetrieb“ laute dabei das zentrale Zauberwort. In der Regel amortisieren sich Investitionen in Gebäudeautomatisation damit innerhalb von fünf Jahren.

Weitere Tipps vom Automatisationsprofis sind: Die Bedienung muss intuitiv sein (ohne jegliche Anleitung und Einweisung) und der Mensch muss die Erleichterung spüren und den Nutzen erkennen.

Maria Thalmayr

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