FKT-Online-Seminar: NOWATER: Notfallvorsorgeplanung für Wasserver- und Abwasserentsorgung

Krankenhäuser sollten sich auf einen möglichen Ausfall der Trinkwasserversorgung vorbereiten. Nicht zuletzt wegen des derzeit bestehenden Risikos eines länger anhaltenden großflächigen Stromausfalls und des erhöhten Terror- bzw. Sabotagerisikos durch den Ukrainekrieg.

Szenarien, die eine zuverlässige Trinkwasserversorgung von Kliniken zum Erliegen bringen könnten, gibt es viele: Ein Wasserrohrbruch, eine biologische oder chemische Kontamination, Starkregenereignisse oder eben auch ein länger anhaltender Stromausfall.

Notstrom für die Wasserver- und Entsorgung

Angesichts des aktuell bestehenden Blackout-Risikos rieten die Referenten des FKT-Online-Seminars „NOWATER: Notfallvorsorgeplanung für Wasserver- und Abwasserentsorgung“, Manuel Geiger und Chris Hetkämper: „Überprüfen Sie, ob bspw. Ihre Druckerhöhungsanlagen für die Trinkwasserversorgung oder Hebeanlagen für die Abwasserentsorgung an die Notstromversorgung angeschlossen sind. Sprechen Sie sich zudem auch mit den örtlichen Wasserver- und -entsorgern ab und klären Sie, ob die Wasserver- und Entsorgung bei einem Stromausfall aufrechterhalten werden können. Wenn ja, wie lange? Können bei entsprechender Topographie durch evtl. vorhandene und ausgefallene Abwasserpumpwerke Folgeereignisse (Rückstau) eintreten?“ Auch die Versorgung entsprechender Notstromanlagen mit Kraftstoff für einen längeren Zeitraum sollte in diesem Zuge geklärt werden.

Den Ernstfall gedanklich durchspielen

Im Rahmen des vom BMBF geförderten Konsortialprojektes „NOWATER: Notfallvorsorgeplanung für die Wasserver- und Entsorgung in Gesundheitseinrichtungen“ untersuchen die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme am Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr der Technische Hochschule Köln mit anderen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft, was zu tun ist, um diese wichtigen Versorgungsstrukturen möglichst resilient aufzustellen. „Spielen Sie dazu Szenarien, die Ihre Trinkwasserversorgung zum Erliegen bringen können, gedanklich durch und üben Sie den Ernstfall“, lautet ein weiterer Rat der Referenten. Ziel sollte es immer sein, den Betrieb weiterführen zu können und eine Evakuierung zu vermeiden oder zumindest möglichst lange hinauszuzögern. Denn: Bei einem länger andauernden großflächigen Ereignis könnte diese Option schlicht nicht zur Verfügung stehen. „Klären Sie mit Ihren Versorgern, den Katastrophenschutzbehörden und den Gesundheitsbehörden Optionen für eine Ersatzversorgung“, lautet ein weiterer dringlicher Appell der Vortragenden. In vielen Krankenhäusern scheitere diese schon daran, dass es keine Einspeisemöglichkeit gibt. „Wenn Sie diesen aus hygienischen Gründen nicht dauerhaft vorhalten möchten, sollten Sie einen Einspeisepunkt technisch zumindest so weit vorbereiten, dass er innerhalb von wenigen Stunden Wasser ins Trinkwassersystem leiten kann“, rät Geiger.

Sieht die Notfallplanung eine Belieferung mit Tankfahrzeugen vor, müsse die Logistik sorgfältig durchdacht und geplant werden. Die Verwendung von Brunnenwasser bedarf, wenn das Brunnenwasser nicht regelmäßig beprobt wird und der Trinkwasserverordnung entspricht, einer Freigabe durch das Gesundheitsamt. Daher ist die Verwendung von Nicht-Trinkwasser im Leitungsnetz als absolute Ultima-Ratio-Lösung zu verstehen.

Beteiligte schon im Vorfeld zusammenbringen – Runde Tische bilden

Wichtig sei es, bereits im Vorfeld alle Stellen, die bei einem Ausfall der Trinkwasserversorgung interagieren müssen, miteinander zu vernetzten und festzulegen, wer im Ernstfall was zu tun hat. Die Zuständigen persönlich zu kennen, könne die Zusammenarbeit im Ereignisfall signifikant verbessern. Außerdem sollten die Verantwortlichen in den Krankenhäusern überlegen, wie sie den Wasserverbrauch weitestgehend reduzieren können, um im Ernstfall mit möglichst wenig Wasser auszukommen. Genügend Wasser in Flaschen vorzuhalten, um Patienten und Mitarbeitende zumindest mit Trinkwasser versorgen zu können, steht nur am Anfang einer weitreichenden Kette an Maßnahmen.

Das Projekt NOWATER wird dazu am Ende der Projektlaufzeit im Oktober 2023 einen Leitfaden, ein Organisationskonzept und ein Notfallkonzept mit Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellen. Wer wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen für praxisnahe Handlungsempfehlungen hat und diese einbringen möchte, kann sich per E-Mail gerne mit den Vortragenden in Verbindung setzen: Manuel Geiger; Chris Hetkaemper. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie außerdem in der Masterthese von Manuel Geiger auf der Wissensdatenbank Technik im Gesundheitswesen

Bei weiterem Interesse an der Thematik „Stromausfall“ kann zudem die Masterthese von Chris Hetkämper zu diesem Thema über die genannten Kontakte angefordert werden.

Maria Thalmayr

Hier geht es zur Aufzeichnung des Webinars

Die Präsentation kann bei der FKT-Geschäftsstelle angefordert werden