FKT-Online-Seminar: Energieeffizienz und strategische Gebäudesanierung

„Sanieren ist günstiger als nicht Sanieren.“ Angesichts des auf die Krankenhäuser zurollenden Energiekostentsunamis erhält diese Faustregel von Henning Ellermann zusätzliche Relevanz. Nie war Energiesparen wirtschaftlicher als jetzt.

Die aktuellen Energiepreissteigerungen treffen Gesundheitseinrichtungen je nach Einkaufsstrategie mehrheitlich innerhalb der nächsten 12 Monate und können existenzgefährdende Ausmaße annehmen. Und: Bei unsanierten schlägt der Energiepreisschock zehn Mal stärker zu als bei energieoptimierten Gebäuden, wie der Leiter des Bereichs Energieeffizienz in Gebäuden bei der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) beim FKT-Online Seminar „Energieeffizienz und strategische Gebäudesanierung im Krankenhaus“ weiter ausführte. Investitionen in den Klimaschutz müssten vor diesem Hintergrund in ihrer Bedeutung für die Zukunftssicherung von Unternehmen völlig neu bewertet werden.

Den Energieverbrauch halbieren

Dazu kämen als zusätzlicher Antrieb zum Energiesparen immer neue und strengere Vorgaben für den Klimaschutz: eine Anhebung des Neubaustandards, Mindesteffizienzanforderungen für den Bestand, die Vorgabe mehr als 65 Prozent Erneuerbare Energien zum Heizen einzusetzen, die Solarpflicht, … Denn, um unseren Energiebedarf überhaupt komplett aus erneuerbarer Energie decken zu können, müssen wir ihn erst mal halbieren. Das sei durchaus machbar, so Ellermann. Mit gezielten Optimierungsmaßnahmen lasse sich der Energieverbrauch von Gebäuden oft um 40 bis 70 Prozent reduzieren.

Als Unternehmen, die sich der Erhaltung und Herstellung von Gesundheit verpflichtet haben, könnten und sollten Krankenhäuser hier einen enormen Beitrag leisten. Dennoch kommen sie beim Thema Kilmaschutz nicht so recht aus dem Quark. Um diese wichtige Aufgabe strukturiert anzugehen, fehlt nämlich sowohl das nötige Geld als auch Manpower. So haben derzeit nur wenige Häuser eine strategische Roadmap in Richtung Klimaneutralität. Denn: Auch wenn Energieeffizienzmaßnahmen aus zahlreichen Töpfen oft großzügig gefördert werden, müssen die finanziell ohnehin enorm belasteten Klinikbetreiber die Anfangsinvestitionen selbst stemmen. Dazu kommt: Sich mal eben nebenbei auch noch um den Klimaschutz zu kümmern, ist für viele technische Abteilungen nicht zu stemmen.

Dort ansetzen, wo hakt

Hier setzt das vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützte Projekt „Contracting für Sozialeinrichtungen“ (CoSo) an. Es soll die bestehenden Hürden abbauen, Sanierungsmaßnahmen umfangreicher zu gestalten und damit den enormen Sanierungsstau im Gesundheitswesen abtragen. Energie- und Finanzdienstleistungen wurden dazu mit Expertise aus dem Krankenhaus und einschlägigen Anbietern passgenau auf die Besonderheiten des Gesundheitswesens zugeschnitten.

Informationen dazu finden Interessenten auf der CoSo-Site www.kea-bw.de/CoSo. Darüber hinaus stellt die Projekthomepage einen Schnellrechner zur Verfügung, der mit wenigen aussagekräftigen Parametern indikative Maßnahmen mit dem günstigsten Kosten-Nutzenverhältnis ermittelt und Entschlussvorlagen für die Geschäftsleitungen zur Verfügung stellt. Derzeit werden noch Tester für die Beta-Version des Programms gesucht. Interessenten können sich dazu direkt bei Dr. Tobias Erhart, Technischer Geschäftsführer des Instituts für Angewandte Forschung an der HFT Stuttgart melden. Ein weiteres Tool erstellt 3D-Modelle der betreffenden Gebäude.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Auch wenn die meisten Krankenhäuser noch keine Strategie für ihren Weg in die Klimaneutralität haben, rät Ellermann, sich der oft hinlänglich bekannten offenen „Baustellen“ in Sachen Energieeffizienz zügig anzunehmen. Das biete sich insbesondere dann an, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen oder ein Anlagentausch anstehen.

Ein Pumpentausch, ein hydraulischer Abgleich der Heizung, der auch im Krankenhaus durchaus möglich ist, eine bedarfsgerechte Steuerung der Lüftung, der Einsatz von LED, … in den meisten Krankenhäusern bieten sich viele Möglichkeiten zum Energiesparen. Projekte mit kurzen Amortisationszeiten sollten dabei nach Möglichkeit mit längerfristig angelegten Maßnahmen zu schlüssigen Pools zusammengefasst und damit möglichst viele Einsparpotenziale und Fördermittel genutzt werden. Eine entsprechende Beratungsleistung können sich die Träger mit bis zu 80 Prozent fördern lassen.

Als Geheimtipp legte Ellermann den Teilnehmern auch das BMUV-Programm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“ ans Herz. Dies unterstützt mit einer kräftigen Finanzspritze alle Maßnahmen, die den Einrichtungen dabei helfen, sich für die neuen klimatischen Verhältnisse zu wappnen: Vom Wasserspender auf der Station bis zur Dämmung der Gebäudehülle. In vielen älteren Gebäude lasse sich damit der Energieverbrauch enorm senken.

Maria Thalmayr

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