Medizinische Gasversorgung: Technik muss mitwachsen

Wegen des erhöhten Bedarfs an Sauerstoff durch die Behandlung von Covid-Patienten waren in einem Österreichischen Klinikum die Sauerstoffleitungen überlastet und teilweise über mehrere Stunden eingefroren.

Die Klinikbetreiber hatten die Beatmungsplätze für Covid-Patienten aufgestockt, ohne die Versorgungsanlage entsprechend aufzurüsten. Die Leitungen mussten von einer Servicefirma enteist und nachträglich zwei zusätzliche Druckregler angebracht werden. Dieser Vorfall zeigt einmal mehr: Technische Infrastruktur muss an wachsende klinischen Herausforderungen angepasst werden. Gasversorgungsanlagen müssen zudem immer für den Notfall, sprich den denkbar größten Verbrauch und nicht etwa für eine durchschnittliche Abnahme, geplant werden. Viele in den 70er oder 80er Jahren errichtete Anlagen stoßen heute an ihre Grenzen und sind nicht auf Krisensituationen vorbereitet.

Keine Ahnung ist schlecht

„Ausfälle medizinischer Gasversorgungsanlagen sind zum Glück selten, die Auswirkungen aber oft dramatisch. Dennoch finden diese überlebenswichtigen Anlagen bei der Katastrophen- und Notfallplanung in vielen Fällen keine angemessene Berücksichtigung. Zudem sind viele Gasversorgungsanlagen veraltet und/oder schlecht bis gar nicht gewartet, oftmals auch nicht mehr normkonform. Obwohl Kompressoren ein Medizinprodukt zur Anwendung am Patienten herstellen, stehen diese wichtigen Anlagen in vielen Krankenhäusern in schmutzigen Technikräumen, die oft als Abstellräume genutzt werden und so hohe Brandlasten aufweisen. In 80 bis 90 Prozent der Krankenhäuser sind die Verantwortlichen nicht im Bilde über den Verlauf der Leitungen und die Anlagenmechanismen wie beispielsweise die im Notfall wichtigen Absperrventile. Im Brandfall kann das wertvolle Zeit kosten“, erklärt André Grümmert, verantwortlich für das Sales Development Risikomanagement bei Dräger. Vielfach sei ferner nicht bekannt, dass im Brandfall nicht die gesamte Gasversorgung abgesperrt werden muss, sondern dass man lediglich die betroffenen Gebäudetrakte vom restlichen Versorgungsnetz abschotten kann.

Überlebenswichtiges Medium

„Gasversorgungsanlagen sind ein wichtiger Bestandteil der klinischen Infrastruktur eines jeden Krankenhauses. Das Medium Gas ist fast noch wichtiger als Wasser und Strom, da beispielsweise die kontinuierliche Versorgung des Patienten mit Sauerstoff über Leben und Tod entscheiden kann. Dennoch ist der Umgang mit Gasversorgungsanlagen im Notfall oft nicht Gegenstand eines schlüssigen Risikomanagements, dessen Anforderungen in der DIN EN ISO 7396 Rohrleistungssysteme für medizinische Gase aus dem Jahr 2016 auch rechtlich verankert sind“, führt Grümmert weiter aus. In vielen Kliniken sieht er hier deutlichen Handlungsbedarf.

Maria Thalmayr

Bild von Dräger

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