Klimafreundliche Strombeschaffung: Mit passenden Partnern und klugen Verträgen CO₂ vermeiden

Eine nachhaltige Strombeschaffung bietet Kliniken eine effektive Möglichkeit, CO₂-Emissionen zu reduzieren – ohne hohe Investitionskosten oder aufwendige Umbauten. Wer Stromverträge strategisch gestaltet, sich dabei Flexibilität für grüne Strommengen sichert und die richtigen Partner wählt, kann wirtschaftlich und klimafreundlich zugleich agieren.

Kliniken stehen heute mehr denn je im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Handeln, regulatorischen Anforderungen und gesellschaftlicher Verantwortung. Eine zentrale Stellschraube zur Reduktion der CO₂-Emissionen ist neben Effizienzmaßnahmen die Strombeschaffung – insbesondere, wenn die Auswahl des richtigen Stromprodukts in das Gesamtenergiekonzept der Klinik eingebunden wird.

Traditionell wird Klimaschutz in Kliniken vor allem mit technischen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz verknüpft – etwa durch die Modernisierung von Lüftungstechnik oder Beleuchtungssystemen. Diese Investitionen sind wichtig und sinnvoll. Sehr schnell und ohne große Ausgaben lässt sich der CO2-Footprint darüber hinaus durch den Einkauf von grünem Strom reduzieren. 

Grüner Strom als Hebel zur Dekarbonisierung – mehr als nur Effizienz

Ein oft unterschätzter, aber sofort wirksamer Hebel für mehr Klimaschutz liegt tatsächlich im Strombezug selbst: Wer dabei auf regenerative Energien setzt, kann seinen CO₂-Fußabdruck signifikant senken – und das vergleichsweise unkompliziert. Dabei helfen moderne Vertragsmodelle und neue Marktangebote. 

Die Anforderungen steigen – regulatorisch und gesellschaftlich

Mit dem neuen Energieeffizienzgesetz, den Vorgaben der ISO 50001 sowie dem Energiefinanzierungsgesetz steigen die Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit auch im Gesundheitswesen. Gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Druck: Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende und die Öffentlichkeit erwarten, dass Krankenhäuser ihrer Vorbildfunktion gerecht werden – auch in Sachen Klimaschutz.

Flexibilität bei der Strombeschaffung als Schlüssel

Bei der Vertragsgestaltung für Stromlieferungen sollten Krankenhäuser auf Flexibilität achten. Wichtig ist etwa, dass Verträge die Möglichkeit offenhalten, Strom aus Power Purchase Agreements, einem gesonderten Liefervertrag zwischen einer Klinik und einem Anlagenbetreiber (PPAs), einzubringen – also direkt aus regenerativen Erzeugungsanlagen bezogenen Strom. Auch sogenannte "Bänder" von Energieversorgungsunternehmen (EVUs) oder Drittmengen sollten vertraglich integrierbar sein.
Achtung: Bisher sehen Stromlieferverträge solche Flexibilitäten in Bezug auf PPAs nicht vor und sollten bei Neuverträgen vom Stromlieferanten gefordert werden. 

PPA – Preissicherheit und Klimaschutz kombinieren

Ein PPA kann als strategischer Hedge gegen Preisschwankungen an der Strombörse dienen. Durch die langfristige Bindung an eine regenerative Quelle – z. B. einen Wind- oder Solarpark – sichert sich ein Krankenhaus nicht nur grüne Energie, sondern auch stabile Preise für einen Teil seines Strombedarfs. Damit wird die Versorgung nicht nur nachhaltiger, sondern auch kalkulierbarer. Durch die Einbindung von Photovoltaikstrom-PPAs können Kliniken ohne Planungs-, Genehmigungs-, Investitions- oder Betriebsaufwand PV-Strom nutzen. Die Anlage muss sich dazu nicht auf dem eigenen Dach oder Grundstück befinden. Es handelt sich dann quasi um „virtuelle PV-Anlagen“.

Über PPAs für PV-Strom können aktuell Preise von circa 5 - 6 Cent je Kilowattstunde gesichert werden. Inklusive Netzentgelten, Stromsteuer etc. ist dieser zwar teurer als PV-Strom vom eigenen Dach, wenn jedoch interner Aufwand, Finanzierungskosten usw. vollständig mit realistischen Werten berücksichtigt werden, verringert sich der Kostenvorteil eigener PV-Anlagen gegenüber PPA-Strom aus einer Freiflächenanlage ganz erheblich. Hinzukommt, dass auf Krankenhäusern in der Regel kaum nutzbare Dachfläche zur Verfügung steht, so dass der PV-Anteil am Gesamtstromverbrauch meist ein symbolischer bleibt und damit kaum zu Kostensenkung und Klimaschutz beitragen kann. Über einen PV-PPA können dagegen exakt jene Strommengen flexibel und nahezu unbeschränkt beschafft werden, die zum Stromverbrauch des Krankenhauses passen. 

Letztendlich muss berücksichtigt werden, dass sich die Investition in eine PV-Dachanlage in der Regel erst nach rund 5 - 7 Jahren amortisiert. Mittels PV-PPA realisiert sich die Einsparung sofort und es wird der erhebliche zusätzliche energieadministrative Aufwand, der mit einer PV-Anlage mit mehr als 100 kWpeak verbunden ist, vermieden. 

Neue Anbieter, neue Chancen

Der Markt hat sich geöffnet: Neben klassischen EVUs treten zunehmend Anbieter auf, die PPAs mit eigenen PV-Lösungen zur Pacht, Miete oder zum Kauf oder Herkunftsnachweise (HKN) anbieten – letztere können sogar rückwirkend erworben werden, um die CO₂-Bilanz kurzfristig zu verbessern.

Die richtige Unterstützung zählt

Die Experten des Forums Klinikenergie der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT) stehen FKT-Mitgliedern für Fragen zu dieser Materie zur Verfügung.

Oliver Staff, Forum Klinikenergie der Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT)