FKT-Online-Seminar: Krankenhaus und Nutzenergien – ein Asset für die deutsche Energieversorgung
Mit sektorenübergreifenden multifunktionalen Energiezentralen im Baukastensystem könnten Krankenhäuser in der Electric-Only-Strategie der aktuellen Energiepolitik eine wichtige Rolle als Treiber, Stützen und Stabilisatoren der Energiewende übernehmen.
„Strom aus dem Billy-Regal“ – mit diesem Schlagwort umschreibt Klaus Ege sein zukunftweisendes Konzept. Es könnte eine der größten Herausforderungen bei der Bereitstellung regenerativ erzeugter Energie lösen, erklärte der Geschäftsführer der FACT eFacilites Solution GmbH beim FKT-Online-Seminar „Krankenhaus und Nutzenergien – ein Asset für die deutsche Energieversorgung“: Den variablen Verbrauch an das in einem anderen Takt schwankende Leistungsvermögen der Erzeugungsanlagen anzupassen. „Mit innovative Speichertechnologien im großen Stil und x2x-Prozessen wie Power to Heat oder Power to Gas und umgekehrt könnten Krankenhäuser als Puffer und Stabilisatoren der Energieversorgung in Deutschland gleichermaßen fungieren“, führte der Energievisionär weiter aus.
Krankenhäuser als kleine Stadtwerke
X2X-Prozesse werden dann rentabel, wenn dabei entstehende Umwandlungsverluste wie Abwärme genutzt werden. Mit ihrem breiten Nutzenergiemix seien daher vor allem auch Krankenhäuser prädestiniert, die Energieversorgung in Deutschland regulierende Powerzentralen zu betreiben und umliegende Stadtviertel - zum Beispiel mit Nahwärme - mitzuversorgen. Als ohnehin meist öffentliche Einrichtungen könnten sie gewissermaßen als kleine „Stadtwerke“ agieren.
Strom aus dem Billy-Regal
In riesigen Batteriespeichern, thermischen Speichern wie Sandspeichern, deren Vorteil darin besteht, dass das Speichermedium sehr preiswert zu haben ist, oder chemischen Speichern kann in Überschusszeiten erzeugte und damit sehr preiswert zur Verfügung stehende Energie „zwischengelagert“ werden. Diese bislang oft ungenutzt verpuffende Überschuss-Energie aus PV- oder Windkraftanlagen steht damit zur Verfügung, wenn Spitzenlasten den Börsenstrompreis nach oben treiben und derzeit noch den stützenden Einsatz von Gas- oder Kohlekraftwerken bzw. den Bezug von Strom aus unseren europäischen Nachbarländern erfordern. Die Nutzung der dabei entstehenden Abwärme mache auch die Umwandlung von Strom in grünen Wasserstoff rentabel. Steht Strom in Überfluss zur Verfügung kann daraus in Elektrolyseur das sogenannte grüne Gold erzeugt werden. Krankenhäuser, die am noch dürftigen ausgebauten Wasserstoffnetz Deutschlands liegen, könnten diesen einspeisen oder auch zum Betrieb ihrer Blockheizkraftwerke nutzen. Mit der dabei entstehenden Wärme können sie wiederum auch umliegende private Nutzer mit umweltkonformer Heizenergie versorgen. Ege ist überzeugt, dass Wasserstoff in der Energiewende eine Rolle spielen muss. Der Bezug von Wasserstoff aus Übersee mache diesen jedoch zu teuer und entsprechende Lösungen damit unrentabel. „Hier müssen wir in Deutschland selbst aktiv werden.“
Eine zusätzliche Einnahmequelle
Je flächiger die Lösungen gedacht werden, umso flexibler und effizienter können die von Krankenhäusern betriebenen Energiezentralen den Verbrauch bedienen. PV-Anlagen, Batteriespeicher, Notstromaggregate, KWK-Anlagen, Wärmespeicher, Wärmepumpen, Kompressionskälte, Absportionskälte, Elektrolyseure, Wasserstoffspeicher, Brennstoffzellen und andere Anlagen könnten hier im Baukastenbetrieb, angepasst an die Lastgänge der angeschlossenen Verbraucher, Strom und Wärme möglichst ökologisch und ökonomisch zur Verfügung stellen. Indem sie überschüssigen und damit sehr günstigen Strom puffern und zu Spitzenzeiten wieder abgeben, lösen diese Energiezentralen nicht nur das Verbrauchsanpassungsproblem regenerativ erzeugter Energie für Deutschland. Im Match Nachfrage Nutzenergie und Angebot Endenergie lassen sich betriebswirtschaftlich sinnvoll Strategien abbilden. Sie bieten Kliniken günstige Energie und eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle. Da ein Teil der dafür erforderlichen Infrastruktur in den Kliniken bereits vorhanden ist, mache es absolut Sinn, die im Grundansatz ohnehin gemeinnützigen Einrichtungen mit dieser für die Energiewende erfolgskritischen Zukunftsaufgabe zu betrauen, meint Ege. Schnellstmöglich möchte er deshalb einen Arbeitskreis bilden, der dieses Konzept voranbringt. Wichtig wäre es im ersten Schitt zu ermitteln, welche elektrische und thermische Leistung Krankenhäuser schon heute zur Verfügung stellen können und was für eine deutschlandweite Regulierung einer möglichst effizienten und sicheren Energieversorgung zugebaut werden müsste. Finanzierbar wären die neuen Energiezentralen möglicherweise über Contracting-Lösungen. Unstrittig ist: Nicht nur der Stromverbrauch von Krankenhäusern wird in den kommenden Jahren enorm ansteigen. PV stellt Strom mittlerweile so günstig zu Verfügung, dass der Ausbau rasch voranschreiten wird. Nun gilt es, Erzeugung und Verbrauch miteinander zu synchronisieren. Die Technologien dafür stehen zur Verfügung. Sie müssen nur noch klug genutzt werden.
Maria Thalmayr
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