FKT-Online-Seminar: Alternatives OP-Lüftungssystem in TcAF-Technologie

Mit der TcAF-Technologie (Temperartur controlled Air-Flow) tritt ein innovatives Konzept an, die OP-Belüftung zu revolutionieren. Eine Temperaturdifferenz von zwei Kelvin zwischen einem inneren und einem äußeren Lüftungskreis schafft nach Angaben des Herstellers energieeffizient optimale Bedingungen – auch über das OP-Feld hinaus.

Mit TcAF muss weniger Luft bewegt werden. Damit verursacht die neue Technologie im Durchschnitt rund ein Drittel weniger Betriebskosten als eine herkömmliche OP-Belüftung mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung (TAV). Weil sie das Zugluftempfinden deutlich reduziert und leiser ist, schafft die TcAF-Technologie gleichzeitig angenehme Arbeitsbedingungen im OP. 

Zwei Grad machen den Unterschied

Das Verfahren beruht auf Gravitation: Der Temperaturunterschied von zwei Kelvin zwischen dem inneren, direkt über dem OP-Feld platzierten, und einem äußeren Lüftungskreis, der gleichzeitig die gewünschte Raumtemperatur erzeugt, sorgt für eine zuverlässige Abwärtsströmung der Luft, vermeidet Turbulenzen sowie ein unerwünschtes nach oben Strömen der Luft. Zusätzlich unterstützt werde dieser Effekt durch vier bodennahe Absaugungen in den Raumecken, wie Burkhard Schlautmann, Senior Consultant bei Avidicare, beim FKT-Online Seminar „Alternatives OP-Lüftungssystem in TcAF-Technologie: OP-Lüftungssystem für hoch-aseptische OP, HYBRID-OP sowie ambulante OP“ weiter ausführte.

Reine Luft im ganzen Raum

TcAF entspreche zwar nicht den in der DIN 1946-4 für die Errichtung von Lüftungssystemen in Operationsräumen festgelegten Kriterien. In der Krankenhaushygienischen Leitlinie für die Planung, Ausführung und Überwachung von Raumlufttechnischen Anlagen für OP-Bereiche und Eingriffsräume der Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Krankenhaushygiene e.V. (dgkh), wird die TcAF-Technologie jedoch explizit als alternative Lösung genannt. Keimmessungen attestieren der neuen Technologie eine zuverlässige Wirksamkeit:  0,38 KBE/Kubikmeter (Koloniebildenden Einheiten) im Bereich der OP-Wunde, 1,5 KBE/Kubikmeter über dem Tisch mit Instrumenten und 4,1 KBE/Kubikmeter in der Peripherie (diese Werte basieren auf 380 Messungen) übererfüllen die normativen Forderungen bei Weitem. Dazu kommt: Das neue Verfahren hält die Luft im ganzen OP keimarm. Denn auch außerhalb des eigentlichen Schutzbereiches herrsche durch den zweiten Lüftungskreis und die bodennahe Absaugung in den Ecken ein stabiler Downflow, sagt Schlautmann.

Er moniert: Der in der DIN 1946-4 für TAV geforderte Schutzbereich von neun Quadratmetern sei in 85 Prozent der Planungen zu klein. Die Instrumente lägen entsprechend meist außerhalb der keimarmen von der TAV abgedeckten Zone. TAV-Decken müssten grundsätzlich also eigentlich größer konzipiert werden und würden dadurch noch mehr Energie verbrauchen. Da das TcAF-Verfahren mit geringeren Volumenströmen auskommt, liegen der Energieverbrauch und somit die Betriebskosten rund ein Drittel niedriger als bei der TAV, bei einem gleichzeitig höherem Frischluftanteil und keimarmen Bedingungen im ganzen Raum.

Eine Technologie für die Zukunft

Schlautmann sieht in der neuen OP-Belüftung eine echte Zukunftstechnologie. Ohne zusätzliche Heizsysteme - diese dienen allenfalls dem Frostschutz, wenn die Anlage nicht in Betrieb ist - schaffe TcAF nicht nur ein hygienisches, sondern auch angenehmes OP-Umfeld mit flexibel wählbaren Temperaturen zwischen 19 und 26 Grad. Fünf bis 15 Minuten nach (Wieder-)Inbetriebnahme der Anlage seien die keimarmen Bedingungen hergestellt, ein Abschalten in der betriebsfreien Zeit also problemlos möglich. Das Verfahren eignet sich für alle OPs, ermöglicht auch Hybrid-OPs in 1a-Qualität. Lösungen von der Stange gibt es mit TcAF allerdings nicht. Jeder Einzelfall wird individuell betrachtet. Denn immer müssten andere Gegebenheiten oder Besonderheiten berücksichtig werden, die es optimal in der Lüftungskonzept zu integrieren gilt, schließt Schlautmann.

Maria Thalmayr

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