Dicke Bretter bohren: Innovative Technik für eine leistungsstarke Gesundheitsversorgung
„Menschen mit guten Ideen gelten nur so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ Mit diesem Zitat von Mark Twain zündete FKT-Präsident Horst Träger auf den Neue-Wege-Tagen in Bochum ein Feuerwerk aus technischen Möglichkeiten. Sie machten Lust auf mehr: mehr innovative Technik für eine leistungsstarke Gesundheitsversorgung.
KI ist nicht im eigentlichen Sinne intelligent. Unter anderem bei der Mustererkennung ist sie uns nach der entsprechenden Instruktion jedoch weit überlegen. Damit kann sie beispielsweise auch Anomalien im Gerätebetrieb früher erkennen als wir Menschen und so vorbeugende Instandhaltungsmaßnahmen zum genau richtigen Zeitpunkt veranlassen. Predictive Maintenance ist nur eine von vielen möglichen Anwendungen Künstlicher Intelligenz in der Technik.
KI kommt, aber nicht sofort
„Bis uns KI – im Idealfall – all die Aufgaben abnimmt, die uns lästigfallen, für die wir nicht genug Personal haben oder die KI aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten einfach besser kann als wir Menschen, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen“, prognostizierte fbmt-Präsident Frank Rothe in seinem spannenden Vortrag „Wie verändert KI die (Medizin-)technik“. Im Moment seien die im Krankenhaus verfügbaren Daten sehr abrechnungszentriert. Schwierig gestaltet sich aktuell noch die Übernahme von BIM-Daten für den laufenden Betrieb. Die im digitalen Planen generierten Datensätze sind schlicht zu groß, berichtete auch der Geschäftsführende Gesellschafter von sander.hofrichter architekten, Linus Hofrichter. So wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis KI das Arbeiten auch in der Krankenhaustechnik entscheidend vereinfacht. Was derzeit schon möglich und in Erprobung ist lässt aber Großes erwarten: Ein System zum vollautomatischen Kardioscreening zum Beispiel und unzählige Wearables schaffen völlig neue Herausforderungen für die Technik.
Modulares Bauen mit Holz
Eine der wichtigsten Anforderungen an eine die Krankenhausimmobilie sieht Linus Hofrichter neben der Funktionalität in ihrer Anpassungsfähigkeit. „Moderne Gesundheitseinrichtungen verschlingen so viel Geld und Ressourcen, dass zumindest die Primärkonstruktion auch nach 60 bis 70 Jahren noch brauchbar sein muss“, sagte Hofrichter. „Hier müssen wir dicke Bretter bohren. Wir müssen hin zu mehr Flexibilität und Großzügigkeit, die sich auf lange Sicht immer bezahlt macht.“ Der erfahrene Krankenhausarchitekt ist überzeugt: „Das modulare Bauen wird kommen.“ Die Zukunft sieht er hier weniger in Raummodulen als in industriell vorgefertigten Bauteilen, die ohne viel „Luft“ transportiert und vor Ort im Baukastenprinzip zusammengesetzt werden können. Im Sinne der Nachhaltigkeit setzt sein Büro in dieser modularen Bauweise zunehmend auf den Baustoff Holz. In Hybridbauweise mit Metall lasse sich damit beachtlich CO2 einsparen und gleichzeitig binden. Zudem entstehen auf diese Weise optisch sehr ansprechende Gebäude, die gut altern.
Ein extra Schacht fürs Kaltwasser
Kaltwasser unter den vorgegebenen Temperaturen von 20 Grad zu halten, wird immer schwieriger. Da Kühlen und vor allen Dingen Spülen von Kaltwasserleitungen auf lange Sicht weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar sind, wird für viele Gesundheitseinrichtungen kein Weg an eigenen Schächten für das Kaltwasser vorbeiführen, prophezeite der Geschäftsführer des Zentrums für Luft- und Trinkwasserhygiene Olaf Heinicke. Denn: Auch wenn Dämmmaßnahmen natürlich gut und sinnvoll sind, werde hier sehr viel falsch gemacht und deren Wirkung überschätzt. Eine unterschätzte Schwachstelle für das Aufheizen von Kaltwasser seien dagegen ungeeignete Armaturen und die Leitungsführung vor der Armatur.
Unsinn lassen
Hier gilt universell der Schlusssatz von Keyspeaker Manfred Lütz: „Sinnvolles entsteht durch den Unsinn, den man lässt.“ Der Psychiater, Psychotherapeut, Buchautor riet den Teilnehmern: „Beschäftigen Sie sich nicht andauernd mit ihrer Psyche. Dafür ist sie nicht gebaut. In schwierigen Situationen helfen als äußerste Maßnahmen Humor und die Erkenntnis, dass Arbeit nicht zwangläufig immer schön sein muss, sondern in erster Linie dem Gelderwerb dient.“ Allen, denen das nicht genug war, mag die abschließende Führung durch das Kohlebergwerk sehr viel Demut abgerungen und die eigenen berufliche Situation in ein völlig anderes Licht gerückt haben.
Freuen Sie sich auf die „Neuen-Wege-Tage“ am 9. Oktober im Junkers-Museum in Dessau, am 25. November im St.-Vinzenz-Haus des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Hier können Sie noch live dabei sein.
Maria Thalmayr